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Radtour 2008: Osoyro - Helsinki


Tour-Daten der 11. Etappe:

Zeitraum: 24.07.2008 - 15.08.2008, davon 17 Fahrradtage
Streckenlänge: 1688 km, Gesamtanstieg: 10160 hm


Einzeletappen:

*** Anfahrt Hanstholm und Fährüberfahrt nach Bergen ***
Prolog: Bergen, Osoyro - (42 km) - Bjørnefjorden Gjestetun
1. Tag: Osoyro, Eikelandsosen, Mundheim, Tyrvikbygd, Jondal, Herand, Utne - 104 km, 1040 hm, max.: 281 m ü. NN - Utne Hotel - gpsies.com
2. Tag: Utne, Kinsarvik, Brimnes, Nesheim, Ulvik, Voss - 75 km, 1020 hm, max.: 349 m ü. NN - Fleischer's Hotel - gpsies.com
3. Tag: Voss, Mjøfjell, Upsete, Myrdal, Finse - 86 km, 1510 hm, max.: 1323 m ü. NN - Finse 1222 - gpsies.com
4. Tag: Finse, Haugastol, Geilo, Skurdalen - 67 km, 430 hm, max.: 1222 m ü. NN - Lia Fjellhotell - gpsies.com (+ 18 km in Finse)
5. Tag: Skurdalen, Uvdal, Rødberg, Rollag - 107 km, 740 hm, max.: 1059 m ü. NN - Søre Traaen - gpsies.com
6. Tag: Rollag, Lampeland, Kongsberg, Skollenborg, Hvittingfoss, Svarstad - 110 km, 270 hm, max.: 223 m ü. NN - Lindsverk Gjestegård - gpsies.com
7. Tag: Svarstad, Holtung, Horten, Moss, Fredrikstad - 86 km, 640 hm, max.: 204 m ü. NN - Hotel Valhalla - gpsies.com
8. Tag: Fredrikstad, Skjeberg, Halden, Tistedal, Nössemark, Bengtsfors - 109 km, 680 hm, max.: 213 m ü. NN - Hotel Dalia - gpsies.com
9. Tag: Bengtsfors, Bäckefors, Färgelanda, Lane-Ryr, Trollhättan - 114 km, 540 hm, max.: 181 m ü. NN - Hotel Trollhättan - gpsies.com
10. Tag: Trollhättan, Vargön, Flo, Örslösa, Lidköping, Filsbäck, Gössäter - 110 km, 240 hm, max.: 136 m ü. NN - Pensionat Karlslund - gpsies.com
11. Tag: Gössäter, Forshem, Osteräng, Ullervad, Töreboda, Undenäs, Askersund - 120 km, 560 hm, max.: 193 m ü. NN - Café Garvaregården & B&B - gpsies.com
12. Tag: Askersund, Rönneshytta, Bo, Regna, Katrineholm - 113 km, 420 hm, max.: 161 m ü. NN - Hotel Gillet - gpsies.com
13. Tag: Katrineholm, Bettna, Husby-Oppunda, Råby-Rönö, Västerljung, Trosa - 101 km, 510 hm, max.: 81 m ü. NN - Vandrarhemmet Snipan - gpsies.com
14. Tag: Trosa, Stockholm - 82 km, 480 hm, max.: 74 m ü. NN - gpsies.com
*** Ruhetag in Stockholm und Fährüberfahrt nach Turku - (8 km zum Fährterminal) ***
15. Tag: Turku, Naantali, Rymättylä, Pargas - 84 km, 180 hm, max.: 44 m ü. NN - Wohnheim für Schulungszwecke, Pargas - gpsies.com (+ 8 km zum Abendessen)
16. Tag: Pargas, Kaarina, Salo, Karjalohja - 113 km, 520 hm, max.: 105 m ü. NN - Päiväkumpu Hotel - gpsies.com
17. Tag: Karjalohja, Lohja, Espoo, Helsinki - 107 km, 380 hm, max.: 107 m ü. NN - Scandic Simonkenttä Hotel - gpsies.com
*** Ruhetag in Helsinki ***
*** Fährüberfahrt nach Rostock - (15 km Fährterminal und Hotelanfahrt) ***
*** Rückfahrt nach Bochum mit dem Mietwagen ***


Tourkarte:


Tourbericht:

Im Gegensatz zu unseren vorherigen Radtouren haben wir dieses Jahr alle Übernachtungen vorgebucht. Vor allem deshalb, weil wir mal wieder in der Hauptsaison unterwegs waren und Skandinavien allgemein nicht so touristisch erschlossen ist. In einigen Gegenden hat selbst das Vorausbuchen schon genug Schwierigkeiten bereitet, weil für manche Orte im Internet und in den von uns benutzten Reiseführern einfach keine Übernachtungsmöglichkeiten zu finden waren.

Die erste Überraschung gab es gleich zu Beginn. Marion und Falko haben mich Donnerstag Morgen planmäßig zu Hause mit dem Mietwagen abgeholt. Schon beim Öffnen meiner Wohnungstür wurde ich gleich gefilmt. Nachdem meine Videokamera ja dem letztjährigen Regen zum Opfer gefallen war, hatte Falko kurzfristig vor Urlaubsbeginn noch für Ersatz gesorgt.

Mein Fahrrad haben wir schnell noch im Mietwagen verstaut und dann ging es schon los nach Hanstholm. Den Mietwagenwechsel haben wir dieses Jahr in den Städten Åbenrå und Flensburg vollzogen. Alles hat gut funktioniert und es war wenig Verkehr auf den Straßen, so dass wir mehr als pünktlich zur Fährabfahrt in Hanstholm eintrafen.

Der eifrige Leser wird hier vielleicht schon das aus den letztjährigen Reiseberichten gewohnte Gejammer über das Wetter vermissen, aber dafür ist es noch zu früh. Die ersten Tage waren wirklich perfekt und es war keine einzige Wolke am Himmel zu entdecken.

--- Prolog ---

Am Freitag Nachmittag gegen 16 Uhr sind wir pünktlich mit der Fähre in Bergen (Bild) eingelaufen.

Bei strahlendem Sonnenschein haben wir die Stadt kaum wieder erkannt. Zur Stärkung haben wir uns gleich in Marions letztjähriges Lieblingsbistro begeben, um anschließend noch die Strecke nach Osoyri in Angriff zu nehmen.

Da wir diese Strecke, wenn auch auf teilweise anderen Straßen, bereits im letzten Jahr zurückgelegt hatten, wird sie im Etappenplan nicht berücksichtigt und als Prolog bezeichnet.
Einen ersten Fitnesstest bot ein etwa 270 m hoher Berg vor Lysekloster, den wir bereits im letzten Jahr, allerdings auf der Rückfahrt nach Bergen, bewältigt hatten.

Unten zu schnell angefahren, war ich bei der Ankunft oben bereits beängstigend ausgepumpt, so dass ich mir für unsere Königsetappe über den Rallarvegen am dritten Tag ernsthafte Sorgen machen musste. Irgendwie war die Strecke nach Osoyro doch schon wieder anstrengender und zeitraubender, als wir sie in Erinnerung hatten.

Erst gegen 20:45 Uhr kamen wir daher leicht verspätet in unserem Gästehaus in Osoyro (Bild) an.
--- 1. Tag ---

Der erste Tag fing perfekt an. Trotz des klapprigen Zustellbettes hatte ich ganz passabel geschlafen und die Sonne strahlte schon morgens recht intensiv vom wolkenlosen Himmel. Aus dem Frühstücksraum ergab sich durch eine großformatige Panoramascheibe ein herrlicher Ausblick auf den blau glänzenden Fusafjord. Auch das Frühstück selbst hätte besser nicht sein können: es gab eine reichhaltige Auswahl an frischem Obst und sogar Waffelteig zum Selbstbacken.

Anschließend schwangen wir uns auf die Räder. Doch nach 3 km gab es bereits die erste Pause. Über den Fjord mussten wir von Hattvik nach Fusa mit der Fähre übersetzen. So gemütlich sollte es nicht bleiben. Obwohl die heutige Strecke sich weitgehend an den Fjorden entlang schlängelte waren auf mehrere Anstiege verteilt insgesamt etwa 1.000 Höhenmeter zu bewältigen. Die ersten davon spürten wir bereits unmittelbar hinter der Fähre, anstrengender wurde es dann auf dem Abschnitt von Eikelandsosen nach Mundheim (Bild).
Ab Mundheim führte uns die Strecke am Hardangerfjord entlang. Für die Mittagspause versorgten wir uns in einem Supermarkt, gleich nebenan gab es einen schönen sonnengeschützten Rastplatz (Bild) mit herrlichem Blick auf den Fjord.

Anschließend radelten wir noch bis Tyrvikbygd, von wo wir mit der Fähre über den Fjord nach Jondal übersetzten. Zu unserem Glück fuhr die Fähre wiederum unmittelbar nach unserer Ankunft ab. Der anstrengendste Berg des Tages erwartete uns bei Herand, wo wir uns in knappen Kehren auf eine Höhe von über 300 m ü. NN hochzuschrauben hatten. Hier hat Marion ein Ausrufezeichen gesetzt und uns Männer bei der Bergankunft auf die hinteren Plätze verwiesen.
Die nächsten Meter ging es wieder bergab zum Fjord. Landschaftlich war es hier besonders reizvoll (Bild) und die Straße nur wenig befahren. Bis Utne hatten wir allerdings noch einen weiteren, sich über eine längere Distanz hinziehenden Anstieg zu bewältigen. Bei der Ankunft in Utne waren wir dementsprechend ausgelaugt.

Um am nächsten Morgen gut mit der Fähre wegzukommen, hatte ich in Utne das gleichnamige Hotel direkt gegenüber der Fährstation gebucht. Hierbei handelt es sich, genau wie das letztjährige Hotel Solstrand in Osoyri, um ein als historisch ausgezeichnetes Hotel. Entsprechend hoch war unsere Erwartungshaltung, die jedoch vom Schimmelbefall des wenig historischen Duschvorhangs etwas eingetrübt wurde. Dem historischen Flair mehr entsprechend waren die hölzern eingefassten Betten, doch davon möchte ich erst morgen berichten. Da es schon wieder recht spät geworden war, entschieden wir uns für das Abendmenü im Hotel, welches bei Preisen von 60 Euro pro Person auch gleich ein Ausrufezeichen in unserer Urlaubskasse gesetzt hat. Aber lecker war es trotzdem.
--- 2. Tag ---

Wettermäßig sollte der zweite Tag dem ersten nicht nachstehen.

Falko war etwas unausgeschlafen, da er mit dem historischen Bett im historischen Hotel so seine Probleme hatte und sich in der hölzernen Einfassung zu beengt zum Schlafen gefühlt hat.

Pünktlich zur Fährfahrt von Utne nach Kinsarvik standen wir gut gefrühstückt und alle Sachen gepackt zur Abfahrt bereit an der Fährstation. Von der Fähre bot sich ein schöner Ausblick auf den Fjord (Bild) sowie die an den Spitzen noch schneebedeckten Berge dahinter.
Die weitere Strecke bis Brimnes fuhren wir am Eidfjord entlang. In Brimnes hatten wir wieder Glück. Schon vom Berg konnten wir unsere Fähre zum Anleger fahren sehen (Bild). Genug Ansporn, uns zu beeilen. Quasi mit unserer Ankunft am Fähranleger fuhr die Fähre nach Nesheim ab, so dass wir keine sinnlose Wartezeit verloren haben.
Die Strecke von Nesheim bis Ulvik war für uns die letzte Passage am Fjord entlang, weshalb wir den Ausblick nochmals genossen (Bild).

Für die zwei bis Voss bevorstehenden Berge (insgesamt etwa 700 Höhenmeter) haben wir uns in Ulvik noch in einer "Burgerschmiede" gestärkt. In der Mittagshitze haben wir uns anschließend an den ersten Anstieg gewagt.
Anstrengend waren beide Anstiege, jedoch war der erste aufgrund des geringeren Verkehrs deutlich angenehmer. Ein schönes Bild bot der auf dem Plateau gelegene See (Bild), ehe wir wieder gemütlich bergab rollen konnten.

Das weitere Stück bis Voss führte uns entlang einer stark befahrenen Straße, so dass der zweite heutige Berg besonders unangenehm war.

Das vorgebuchte Fleischer's Hotel in Voss gehört ebenfalls zu den historischen Hotels und lag genau am anderen Ende der Stadt. Zimmer und Frühstück waren wirklich gut, ich hatte nur mit dem komplizierten Schließsystem der Zimmertür so meine Probleme.
--- 3. Tag ---

Heute stand unsere so genannte Königsetappe über den Rallarvegen auf dem Programm. Wir starteten in Voss bei 50 m über Meereshöhe, mussten vor Finse einen 1350 m hohen Bergrücken passieren und zwischendurch ging es immer mal wieder bergab, so dass insgesamt etwa 1600 Höhenmeter zu bewältigen waren.

Etwas nervös machten uns zwei Fixpunkte: durch den Tunnel von Upsete nach Myrdal gelangt man ausschließlich durch eine etwa 5-minütige Bahnfahrt, wobei der letzte Zug bereits um 15:25 Uhr fuhr und um Punkt 21:00 Uhr wurde in Finse das teure und fest gebuchte Abendessen serviert. Darüber hinaus waren wir uns über die tatsächliche Wegbeschaffenheit des als Schotterstrecke ausgewiesenen Rallarvegen unsicher.
Wir sind daher früh gestartet und saßen bereits um 7:00 morgens beim Frühstücksbuffet. Gegen 8 Uhr haben wir uns auf unsere Sattel geschwungen. Die ersten Kilometer waren vergleichsweise angenehm, die Steigung ging nur selten über 3 % hinaus.

Im Verlauf des Vormittags gab es noch einen kleinen Grund zur Freude. Wir haben den 10.000. Kilometer unserer Gesamtstrecke (Bild oben) geschafft.

Anschließend kamen die ersten Passagen mit Steigungen von 7 % und mehr. Wir spürten, dass es nun anstrengender würde. Bis zur Jugendherberge von Mjofjell (650 m ü. NN) war die Straße aber immerhin noch asphaltiert. Das letzte Stück bis Upsete war da schon eine größere Herausforderung, es fehlten noch etwa 200 Höhenmeter und der Weg war zumindest teilweise recht steinig (Bild).
Wir haben uns aber wacker geschlagen und erreichten den Bedarfshalt in Upsete etwa 45 Minuten vor dem anvisierten Zug um 14:30 Uhr. Damit der Zug nicht ohne Halt vorbeifuhr, musste ein großes gelbes Stoppschild hochgehalten werden. Kaum waren wir im Zug, wurde es auch schon dunkel, schließlich fuhren wir ja durch einen Tunnel.

Kurz darauf kam auch schon der Bahnhof von Myrdal und hier erwartete uns eine vollkommen andere Welt. Hatten wir morgens noch die einsame Ruhe genossen, so waren wir vom hektischen Trubel in Myrdal etwas überrascht. Weil in Myrdal auch die Endstation der so genannten Flamsbahn ist, befanden sich Unmengen asiatischer Touristen an den Bahngleisen. Zum Glück war deren Besuchsprogramm so straff, dass bereits 50 m hinter dem Bahnhof wieder die gewohnte Ruhe herrschte (Bild).
Nach einer ausgiebigen Mittagspause haben wir uns gegen 15:45 Uhr wieder auf die Räder gesetzt. Eigentlich sollte die Strecke zunächst gut 150 Höhenmeter angenehm bergab führen. Doch die Wegbeschaffenheit dieses ersten Stückes war regelrecht schockierend. Darüber konnte auch die tolle Aussicht (Bild) nicht hinweg täuschen. Wir holperten mit unseren Tourenrädern, die für diesen Untergrund überhaupt nicht geeignet waren, über grobe Geröllbrocken, mussten uns immer wieder mit den Füßen abstützen oder gar absteigen.
Für die ersten zwei Kilometer haben wir eine gute halbe Stunde benötigt. Wenn es so weiter ginge, würden wir das Hotel in Finse allenfalls pünktlich zum Frühstück am nächsten Morgen erreichen können.

Zum Glück sind die skandinavischen Sommerabende wenigstens noch lange hell. In meinen düstersten Gedanken habe ich uns schon im Freien übernachten gesehen.
Aber so schlimm sollte es nicht kommen. Nachdem wir am Hotel in Myrdal vorbeigefahren waren, wurde die Wegstrecke deutlich besser: größtenteils Schotterstrecken, wie wir sie auch von zuhause gewohnt sind, nur vereinzelte Passagen mit grobem Gestein und vom Regen ausgespülten Vertiefungen. Endlich hatten wir den Kopf wieder frei, um die herrliche alpine Landschaft (Bild oben) zu genießen.

Die Strecke zeichnete sich zunächst durch eine Vielzahl von kleineren Seen, intensiv grünen Bewuchs und durch die Schneeschmelze gut gefüllte Bäche mit entsprechenden Wasserfällen aus (Bild).
Die einzelnen Seen waren stufenartig angeordnet, so dass die Strecke entlang der Seen meist schön flach war und es dazwischen gehörig bergauf ging.

Oberhalb 1.000 m ü. NN wurde das Umfeld etwas karger, das Grün wurde weniger, die Felsen nahmen Überhand. Auch die Wegstrecke bot einige abenteuerliche Passagen (Bild).
Aufgrund der heißen Temperaturen in den vergangenen Tagen, war schon viel Schnee geschmolzen, aber einige Schneefelder sollten wir noch zu Gesicht bekommen (Bild).

Der Anstieg bis zum höchsten Bergrücken bei 1.350 m ü. NN zog sich mittlerweile gewaltig, zumal auch die Kräfte langsam nachließen. Um noch halbwegs pünktlich zum Abendessen in Finse einzufahren hatten wir das Tempo spürbar erhöht.
Das Hinweisschild am höchsten Punkt des Bergrückens kam daher einer Erlösung gleich. Auf dem Bild befinde ich mich wenige Meter vor der Ankunft. Falko hatte schon genügend Zeit gehabt, eine Kamera zu zücken.

Von hier ab waren zwar noch einige Kilometer zu bewältigen, aber die Anstrengung ließ deutlich nach.
Einen wunderschönen Anblick boten hier oben die Seen, auf denen noch einige Eisschollen umher trieben (Bild).

Die Zeit bis 21 Uhr wurde immer geringer und wir hatten keine Ahnung wieviel Strecke tatsächlich noch vor uns liegt. Umso größer war die Erleichterung, als wir gegen 20:50 Uhr hinter einer Bergkuppe erstmals Finse entdecken konnten.

Der anschließende Abend war so kurz wie der Tag ereignisreich gewesen ist. Nach dem Abendessen kurz unter die Dusche und anschließend sofort ins Bett.
--- 4. Tag ---

Im Vergleich zu den Vortagen sollte der heutige Tag eher harmlos werden. Wir entschlossen uns daher morgens noch zu einer kleinen Ehrenrunde von Finse (Bild) zurück, ehe wir uns auf die eigentliche Strecke begaben.
Von Finse nach Haugastol ging es über den Rallarvegen angenehmerweise meist bergab. Optisch konnte der heutige Abschnitt mit dem gestrigen allerdings nicht konkurrieren: viel weniger Abwechslung, meist kargere Landschaft und recht nah an der Bahnstrecke (Bild) sowie mehrere Strommasten. Schön war es aber trotzdem.
Gegen Mittag haben wir noch bei sengender Hitze unser Lunchpaket vom Hotel verspeist (Bild), anschließend zogen die ersten Wolken des Urlaubs auf, die wir noch amüsiert zur Kenntnis nahmen und an deren Anblick wir uns an einem spiegelglatten See erfreuten (Bild unten).
So harmlos die Wolken aussahen, so schnell zog ein passables Gewitter auf. Glücklicherweise hatten wir zwischenzeitlich in Haugastol wieder die asphaltierte Straße erreicht und am Wegesrand einen geeigneten Unterschlupf unter einem Vordach gefunden (Bild unten).

Jetzt wurde es richtig kalt, innerhalb weniger als einer halben Stunde stürzte die Temperatur von sagenhaften 32 °C auf eisige 16 °C.

Bei nachlassendem Regen und wärmer angezogen machten wir uns wieder auf den Weg. Unser heutiges Hotel lag hinter dem Wintersportzentrum Geilo bei Skurdalen. Auf den letzten Kilometern zeigte sich schließlich wieder die Sonne.
Die etwas kurze Fahrstrecke war Falko wohl etwas zu gemütlich, so entschloss er sich noch zu einem Kräftemessen mit einem zwar älteren, aber trotzdem gut trainierten Mountainbiker. Als wir Langsameren endlich wieder aufschließen konnten, war der Mountainbiker schon weg, aber Falko immer noch außer Puste.

Um die Reisekosten nicht ins Grenzenlose ausufern zu lassen, hatten wir unsere Übernachtungskosten quasi budgetiert. Die bisherigen vier Hochpreishotels konnten wir uns nur leisten, weil ich die folgenden drei Übernachtungsmöglichkeiten im unteren Qualitätssegment aufgestöbert hatte. Den Anfang machte das Lia Fjell Hotel in Skurdalen: sozialistischer Charme gepaart mit kapitalistischem Renovierungsstau. Ansonsten aber durchaus akzeptabel, was insbesondere für die guten Matratzen galt. Hiervon konnte Falko als Verlierer unserer Bettenverlosung allerdings nicht wirklich profitieren. Das dritte Zustellbett ähnelte eher einer Pritsche.
--- 5. Tag ---

Dort, wo es nicht so teuer ist, muss man sich morgens beim Frühstücksbuffet mit diversen Busreisegruppen auseinandersetzen. Aber auch das haben wir gemeistert. Wetteraussichten heute: eher trübe.

Morgens hatten wir zwei ordentliche Anstiege mit Steigungen von 7 bzw. 6 % auf dem Programm (Bild). Die entscheidenden Bergwertungen konnte Falko bis auf die Ausnahme am ersten Tag bisher alle für sich verbuchen. Einen erneuten Erfolg wollte ich ihm deshalb nicht zugestehen, und ich wollte ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen: eine Strategie der letztjährigen Bike-Zeitschrift.
Schulmäßig ging ich den ersten Berg langsam und vor allen Dingen mit gleichmäßigem Krafteinsatz an. Gleichzeitig animierte ich meinen Kumpel (ich verfalle in den Bike-Jargon, gemeint ist hier natürlich Falko) zu unsteter Fahrweise und gelegentlichen Tempowechseln.

Nach geschätzten 80 % der Bergstrecke schaltete ich, wie im Heft beschrieben, einfach einen Gang hoch. Leider waren meine geschätzten 80 % erst gut die Hälfte der Bergstrecke, so dass es doch anstrengender wurde als geplant. Aber es funktionierte trotzdem. Der Abstand wurde größer. Genau wie im Heft beschrieben. Faszinierend.
Zur Vermeidung der Durchgangsstraße haben wir uns hinter dem zweiten Berg für den als Numedalsradweg ausgeschilderten Feldweg entschieden. Kurze Zeit später fing es zu regnen an, so dass der Weg weicher und matschiger wurde und unsere Reifen förmlich am Untergrund fest klebten. Jetzt wurde es beschwerlich.

Noch beschwerlicher wurde es, als uns der ausgeschilderte Radweg bei Uvdal zur Vorbeiführung an der dortigen Stabkirche zu einem anstrengenden Umweg verführte (Bild oben).
In Rødberg gönnten wir uns daher eine Kaffeepause mit Teilchen vom Bäcker. Leider waren diese extrem pappig und furchtbar süß. So etwas zu essen ist schwerer als den ganzen Tag Fahrrad zu fahren. Zumal es auf der weiteren Strecke fast nur noch bergab ging. Die norwegischen Berge hatten wir eindeutig hinter uns gelassen.

Für die Nacht hatten wir ein schmuckes Ferienhaus aus Holz bei Rollag gebucht. Auch hier bekamen wir eine schöne Stabkirche zu Gesicht (Bild oben). In Ermangelung eines Restaurants bzw. eines abends geöffneten Supermarktes haben wir unser Abendessen bereits vor dem Ortseingang in einer Tankstelle gekauft. Wir mussten uns daher mit Brot, Käse, Schinken und Chips begnügen (Bild).
--- 6. Tag ---

Es gibt Tage, die versinken im Durchschnitt, der heutige war so einer. Das Wetter war weder besonders schlecht, noch besonders gut. Immerhin war es trocken und die im Tal hängenden Wolken boten beim Blick aus dem Ferienhaus einen schönen Anblick (Bild).

Ähnlich verhielt es sich mit der Strecke. Wir fuhren weiter am Numedalsradweg entlang, nur hatten wir das Gefühl, permanent auf der falschen Flussseite zu fahren.

Morgens entschieden wir uns noch auf der Suche nach einer guten Frühstücksgelegenheit für die Hauptstraße. Doch auch diese war wenig befahren und der Traum von einem schönen Café zerplatzte. Stattdessen nur Schokoriegel und Lakritz aus dem Supermarkt. Dafür wurden wir durch ein leckeres Mittagessen in Kongsberg entschädigt. Mittlerweile ließ sich auch die Sonne mal wieder blicken.
Auch am Nachmittag sind wir bloß der Hauptstraße gefolgt (Bild), irgendwie haben wir die entscheidenden Ausschilderungen für den eigentlichen Radweg meist übersehen.

Übernachten wollten wir bei Svarstad, wiederum in einer Ferienhütte. Bei der Suche nach unserer Hütte haben wir eine schöne Ehrenrunde durch den ganzen Ort gedreht, weil der Vermieter an zwei verschiedenen Stellen Ferienhäuser vermietet, was aus der Buchung so leider nicht hervorging. So haben wir an der ersten Stelle schon mal zu Abend gegessen, während der Vermieter an der zweiten Stelle auf uns wartete.
--- 7. Tag ---

Heute war wieder ein Tag, an dem die ganze Zeit die Sonne lachte. Hoch motiviert starteten wir daher in Svarstad. Die Strecke nach Horten hatten wir über schöne Seitenstraßen (Bild) geplant, die sich allerdings über den einen oder anderen Berg wunden. Wir kamen daher gehörig ins Schwitzen (Bild unten).
Von Horten setzten wir mit der Fähre nach Moss über. Auch hier passte es wieder perfekt: Abfahrt der Fähre unmittelbar nach unserer Ankunft.

Die Fähre hatten wir schon vom Berghang oberhalb des Hafens gesehen und uns entsprechend beeilt. In unserer Eile waren wir zunächst dem für Fußgänger ausgeschilderten Weg gefolgt und haben uns erst unmittelbar vor der Fähre an die Spitze der Autofahrerschlange begeben. Dabei müssen wir irgendwie unabsichtlich das Kassenhäuschen umgangen haben, denn bezahlen mussten wir nichts mehr.
Nach der Fährüberfahrt haben wir uns in Moss am Stadthafen gestärkt und die strahlende Sonne genossen. Für die Weiterfahrt nach Fredrikstad entschlossen wir uns zunächst dem ausgeschilderten Radweg zu folgen. Doch bereits nach wenigen Kilometern ließ die Beschilderung arg zu wünschen übrig, so dass wir uns leicht verfahren haben. Die weitere Strecke legten wir daher entlang der Hauptstraße zurück.

Fredrikstad ist eine Stadt mit einer schönen Hafenpromenade (Bild). Bei dem herrlichen Wetter haben wir abends eine Pizza im Hafenviertel gegessen und die vorbeifahrenden Boote beobachtet.
--- 8. Tag ---

Zu den beeindruckendsten Dingen unserer einzelnen Fahrradetappen durch Europa gehört sicherlich immer wieder die Hilfsbereitschaft, die einem in misslichen Situationen entgegengebracht wird. Davon sollten wir heute wieder besonders profitieren.

Doch fangen wir von vorne an: Nach dem gestrigen Sonnentag verwöhnte uns das Wetter heute wieder mit Regen (Bild). Bereits etwa 15 km hinter Frederikstad ist mein vor der Tour neu gekaufter und angeblich pannensicherer Mantel des Hinterrades gerissen, so dass der Schlauch austrat. Nach genau drei Reifenumdrehungen gab es dann einen lauten Knall, der Dynamo hat den aus dem Mantelriss austretenden Fahrradschlauch platzen lassen.
Da der Mantel nicht mehr zu reparieren war und wir verständlicherweise auch keinen Ersatzmantel dabei hatten, musste ich mit dem ausgebauten Hinterrad irgendwie zurück zu einem Fahrradgeschäft nach Frederikstad. Die ganze Angelegenheit darf man sich jetzt nicht zu sauber vorstellen. Durch das Schmuddelwetter war das Hinterrad sowohl vom aufgeweichten Boden als auch vom verschmierten Bremsklotzabrieb völlig verdreckt. Meine nagelneue, leuchtblaue Regenjacke habe ich mir gleich beim ersten Handgriff durch einen dicken schwarzen Schmierfleck auf dem Ärmel ruiniert. Den vorbeikommenden Autos boten wir sicherlich einen abschreckenden Anblick, doch bereits der Fahrer des zweiten Wagens reagierte auf unsere Bemühungen, per Anhalter mitgenommen zu werden. Lars und seine Frau aus Frederikstad fuhren mich erst zum Busbahnhof, um mir eine Verbindung für die Rückfahrt auszusuchen und dann zu einem Fahrradgeschäft. Dort war man zwar nicht sehr gesprächig, aber mein Hinterrad wurde schnell repariert. Als ich schließlich wieder zurück bei meinem Fahrrad war, hatten wir gut 2 Stunden verloren, so dass wir uns für die weitere Strecke (Bild) etwas beeilen mussten.
Hinter Nössemark mussten wir noch eine Fähre erreichen, von der wir nicht wussten, wie lange sie abends fährt. Wir haben uns daher zum Ziel gesetzt, bis spätestens 18 Uhr dort zu sein. Das war recht ambitioniert, so dass wir ordentlich in die Pedale treten mussten und uns noch nicht einmal Zeit für ein ordentliches Grenzfoto genommen haben, als wir die norwegisch-schwedische Grenze passiert haben. Witzigerweise haben wir die Fähre dann auch pünktlich um 18 Uhr erreicht und sie fuhr tatsächlich sofort mit uns ab. Der Stress, den wir uns gemacht hatten, war natürlich völlig umsonst, denn bei Bedarf wäre die Fähre auch noch bis 23 Uhr gefahren.

Aber auch nach der Fährüberfahrt hatten wir noch ein gutes Stück zu radeln (Bild). Schweden präsentierte sich gleich von seiner typischen Seite: viel Wald. Nach dem unerfreulichen Morgen war es ein richtig angenehmer Abend geworden. Gegen 21 Uhr sind wir dann in Bengtsfors angekommen. Weil unser Hotel etwas außerhalb war, entschlossen wir uns noch, vor der Ankunft eine Pizza zu essen.
--- 9. Tag ---

Das Frühstück in Bengtsfors war etwas mäßig, der Frühstücksraum strahlte den Charme einer sozialistischen Veranstaltungshalle aus. Aber das sollte uns nicht weiter stören, denn die Tristesse bot so einen guten Übergang zur heutigen Tagesetappe. Fast den gesamten Tag fuhren wir auf der 172 (Bild), einer größeren Überlandstraße mit anfänglich nicht so ganz wenig Verkehr. Unser Mittagessen wollten wir in Bäckefors einnehmen, doch dieser Ort war wie ausgestorben, so dass wir zurück zur Hauptstraße gefahren sind und dort in einer der Tankstelle benachbarten Burgerbude gespeist haben.
Erst am späten Nachmittag haben wir uns dann bei Lane-Ryr von der 172 auf die kleineren Wirtschaftswege verabschiedet. Erfreulicherweise gab es mittlerweile zwischen den Wolken auch ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen. Wie am Vortag hatten wir auch heute den schönsten Streckenteil des Tages am Abend.

Unser Hotel in Trollhättan haben wir sofort gefunden, besonders erwähnenswert war es allerdings nicht. Vielleicht bis auf die Tatsache, dass das Zimmer unter dem Dach sehr warm und mein drittes Zustellbett nicht unbedingt Schlaf fördernd waren. Aber vor dem Schlafen sind wir noch lecker Essen gegangen. An die leckeren Fajitas kann ich mich noch gut erinnern.
--- 10. Tag ---

Als scheußlichster Tag wird mir dieses Jahr die Strecke von Trollhättan nach Gössäter in Erinnerung bleiben. Dabei fing es erst noch ganz gut an. Die nördliche Stadtausfahrt von Trollhättan haben wir sofort gefunden, in einem Supermarkt noch das Nötigste für den Tag bekommen und die ersten 25 km sind wir auch noch trocken geblieben (Bild).

Bei Flo setzte dann zunächst leichter Nieselregen ein (Bild unten), der jedoch im Verlauf des Vormittags immer stärker wurde. Irgendwie war uns allen klar, dass es heute nicht mehr besser werden würde. So haben wir gar nicht erst versucht, bei diversen Stopps in Bushaltestellenhäuschen (Bild zwei unten) oder unter Bäumen auf schöneres Wetter zu warten. Stattdessen genossen wir die kurzen Ruhephasen im Trockenen, um uns anschließend wieder in den Regen zu begeben. Die Pausenintervalle wurden immer kürzer, bis wir schließlich bei unter 10 km angelangt waren. Beim Fahren fiel es schwer, den Blick vom Tachometer zu lösen. Ich zählte die geschafften 10 oder 100-m-Abschnitte. Jeder überstandene Kilometer war eine Erleichterung.
Als der Regen nicht mehr stärker werden konnte, kam langsam zunehmender Gegenwind hinzu. Während meine Regenjacke dieses Jahr dicht hielt und die Regenüberschuhe zumindest eine gewisse Linderung erbrachten, war meine Fahrradhose völlig durchnässt. Das Fahren in der nassen Hose wurde durch den kalten Gegenwind unerträglich.

Verständlicherweise haben wir bei dem Regen auch keine weiteren Fotos mehr geschossen.

Bis Lidköping hatten wir über 70 km überstanden. Dort machten wir eine ausgedehnte Aufwärmpause. Zur Vermeidung von bleibenden Schäden habe ich mir im Sportgeschäft noch eine neue Regenhose gekauft. Wie sich noch herausstellen sollte, war diese auch zwingend erforderlich.
Als wir nach zwei Stunden weiterfahren wollten, war das Wetter noch schlimmer geworden. Der Wind hatte sich zu einem Sturm entwickelt, der uns mit orkanartigen Böen quälte. Trotz voller Fahrt brachten einen die Böen sofort zum Stehen. Aufgrund unserer Hotelvorbuchungen hatten wir keine Wahl. Egal wie schlimm das Wetter war, wir mussten weiter. Urlaub war das schon lange nicht mehr.

Die letzten Kilometer führten über einen Feldweg im Wald. Durch den Sturm von den Bäumen gefallene Äste und Zweige lagen verstreut auf dem Weg. Wir wurden von zwei Autos eines Entstörungstrupps überholt. Die am Wegesrand liegenden Häuser waren alle dunkel. Bedeutete ein Stromausfall, dass wir heute Abend noch auf eine wärmende Dusche verzichten mussten?

Die Erlösung kam in Form unserer gebuchten Pension, die wir nach 110 km endlich erreichten. Die Vermieter waren nicht zu Hause, stattdessen waren alle nötigen Instruktionen für uns schriftlich hinterlegt. Beim Stöbern entdeckten wir noch die Menükarte eines Pizzadienstes. Die Vorfreude auf ein warmes Essen war groß, wurde jedoch jäh enttäuscht, als wir bei der telefonischen Bestellung hörten, dass es keinen Bringdienst gibt und man sich die Pizzen selbst im mehrere Kilometer entfernten Ort abholen muss. Bei dem Wetter indiskutabel. So bestand unser bescheidenes Abendessen nur aus allen Keksen und Weingummis, die wir noch im Vorrat hatten.
--- 11. Tag ---

Selten habe ich jede Minute eines Hotelaufenthaltes so genossen wie hier. Mit dem Wissen, am nächsten Morgen wieder in die Regenhölle zu müssen, war jede Minute im Trockenen etwas Besonderes. Doch so schlimm sollte es heute gar nicht werden. Nach ausgiebigem Frühstück mit frisch gepresstem Orangensaft starteten wir bei leichtem Nieselregen (Bild). Eine gefühlte halbe Stunde hat Falko sich von der Träger zupfenden Rezeptionistin den weiteren Weg erklären lassen und sie anschließend mit einem hübschen Trinkgeld beglückt.
Abseits der Hauptstraße fuhren wir Richtung Lugnås. Das Wetter war nicht überwältigend, aber es wurde zunehmend trockener. Wie unsere Fahrradketten, die zunehmend quietschten.

Hinter Ullervad führte die Strecke über Feldwege durch einen dichten Wald. Hier waren die Folgen des gestrigen Unwetters (Bild) noch überall zu besichtigen.

Richtig schnell kamen wir erst wieder auf der 202 Richtung Töreboda vorwärts. Schließlich hatten wir heute mit 120 km nach Askersund die längste Teilstrecke auf dem Plan.
In Askersund hatte Falko uns in einem Café einquartiert. Was sich nach viel versprechendem Frühstück anhört, entpuppte sich letztlich doch eher als dürftig. Besonders das dritte Zustellbett, welches bei der abendlichen Verlosung an Falko fiel, war eine Zumutung.
--- 12. Tag ---

Von Askersund führte uns die Strecke am nächsten Tag nach Katrineholm. Wir fuhren abseits der Hauptstraßen über kleinere Nebenstraßen, die in den dichteren Waldgebieten als nicht asphaltierte Feldwege ausgebaut waren.

Im Ganzen war die Gegend dünn besiedelt und kaum Verkehr auf den Straßen.

Dementsprechend schwierig gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Mittagessen. Es gab einfach nichts. Wir verspeisten daher unsere Keks- und Weingummivorräte auf einigen Strohballen am Wegesrand (Bild).
Im Verlaufe des Nachmittags wurde das Wetter wieder besser. Die Strecke verlief weiterhin flach und größtenteils auf Schotterwegen (Bild).

Landwirtschaftlich genutzte Felder wechselten sich mit dichten Waldgebieten ab (Bild unten). Meist mehrmals täglich bekamen wir in Schweden Rehe und Rentiere zu Gesicht, auf Elche haben wir allerdings vergeblich gewartet.
Vor Katrineholm schwächelte zunächst Falkos Gangschaltung, schließlich riss der Schaltzug, so dass aus dem 24-Gang-Fahrrad ein Dreigangrad wurde. Bis wir den Ort erreicht hatten, waren alle Geschäfte zu. Nachdem wir bei der letzten Reparatur (in Frankreich) gut zugeschaut hatten, nahmen wir es dieses Mal selbst in die Hand.

Anschließend suchten wir im Ort nach einem Restaurant, doch die Auswahl war so begrenzt, dass wir in einer Schnellpizzeria landeten. Dort stellte ich mir eine recht gewagte Pizzabelagkombination zusammen. Leider wurde die Kombination durch ein Missverständnis noch außergewöhnlicher: statt "mushrooms" (Champignons) hatte der Pizzabäcker "mussels" (Muscheln) verstanden. Ananas, Paprika, Zwiebeln, Muscheln und Schinken, das passt alles nicht wirklich zusammen.
--- 13. Tag ---

Nach einer guten Nacht in einem schönen Hotel mit tollem Frühstück waren wir frohen Mutes für den nächsten Tag. Etwas weniger mutig war nur das Wetter, das sich mal wieder von seiner bedeckten Seite zeigte.

Mit der 52 verließen wir den Ort zunächst über eine Hauptstraße (Bild) in südöstlicher Richtung.
Bei Bettna wechselten wir wieder auf reizvolle Nebenstraßen, die uns in Richtung Råby-Rönö durch dichte Waldgebiete (Bild) führten.

Nyköping haben wir weitläufig im Norden umfahren.

Anschließend führten uns die Straßen parallel zur Autobahn nach Västerljung. In Trosa haben wir in einem Wanderheim übernachtet.
Doch bevor wir uns zum Schlafen begeben haben, haben wir noch ein leckeres 3-Gänge-Menü im Ort verspeist.

Der durch Nachbestellen von zusätzlichen Beilagen etwas überdehnte Hauptgang führte dazu, dass wir schon vor der Nachspeise fast satt waren (Bild). Es gab Vanilleeis mit und ohne Schokoladensoße.
--- 14. Tag ---

Heute hatten wir unsere letzte Tagesetappe in Schweden. Wir mussten uns in nördlicher Richtung nach Stockholm schlängeln. Nun kann man eine Stadt von der Größe Stockholms nicht einfach verfehlen, aber sich ordentlich zu verfahren fällt im Umland der Stadt um so leichter.

Zunächst fuhren wir über die 218 in Richtung Vagnhärad. Kurz vor dem Ort bogen wir rechts in eine Nebenstraße und wenig später nochmals rechts in eine dicht bewaldete Privatstraße ein. Weiter ging es bei wenig Verkehr über die Insel Mörkö (Bild), die wir nach Norden über eine Fähre nach Sandviken wieder verließen.
Hinter Sandviken war die Strecke weiterhin etwas hügelig (Bild), aber zum Glück nahezu gar nicht befahren.

Wir näherten uns dem Umland von Stockholm, auf unserer Straßenkarte war hier nur noch ein dicker grauer Farbklecks mit den wichtigsten Schnellstraßen verzeichnet. Hier fiel die Orientierung schwer. Zunächst orientierten wir uns an den Bahngleisen, später an Fahrradwegweisern.

Von der außerhalb gelegenen Universität wiesen die Wegweiser nur 6 km bis Stockholm aus. Allerdings bezog sich diese Angabe wohl auf die Stadtgrenze. Nach den 6 km waren wir jedenfalls nicht im Zentrum. Auf den weiteren Beschilderungen waren nur irgendwelche Stadtteile verzeichnet, die auf unserer Landkarte gar nicht ausgewiesen waren. Mittlerweile waren wir schon auf einer der Schnellstraßen gelandet, dem Verkehrschaos ganz nah. Wir fuhren dem Hauptverkehrsstrom nach, bis wir uns endlich dem Zentrum näherten.
Jetzt mussten wir nur noch unser Hotel finden, aber auch hier galt es noch eine Hürde zu überwinden. In Google-Maps war unser Hotel mit der falschen Hausnummer verzeichnet, so dass unsere Wegbeschreibung nicht wirklich weiterhalf. Wir mussten uns durchfragen, was schließlich auch zum Ziel führte.

Nach dem Duschen begaben wir uns auf eine kurze Erkundung durch unseren Ortsteil und anschließend haben wir im indischen Restaurant direkt gegenüber dem Hotel gespeist (Bild).
--- Stockholm ---

Heute hätten wir in Stockholm richtig ausschlafen können, wenn nicht Falko bei der abendlichen Bettenverlosung mal wieder das Zustellbett gezogen hätte und beim ersten Lichtstrahl zum Frühstück aufgesprungen wäre. So haben wir uns noch im Halbschlaf in den Frühstücksraum gesetzt.

Bis zum Nachmittag hatten wir in Stockholm angenehmes Besichtigungswetter (Bild).
Die weitgehend ursprünglich erhaltene Stadt hat durchaus Charme, abstoßend wirkten nur die Touristenmassen sowie die darauf angepasste Infrastruktur: in der Altstadt ein Fähnchenladen neben dem anderen sowie um den Königspalast eine Buskolonne (Bild) und entsprechende Parkplätze.

Gewöhnliche Einwohner schien Stockholm überhaupt nicht mehr zu haben.

Zu den schöneren Seiten zählten sicherlich die herrschaftlichen Gebäude direkt an der Wasserkante (Bild).
Starker Regen setzte erst gegen Abend ein. In der Warteposition zur Einfahrt in die Fähre wurden wir daher ordentlich nass. Kalt war es obendrein. Im Gegensatz zu allen anderen Fähren hat uns der Einweiser auch nicht zuerst sondern zuletzt auf das Schiff gelassen. Extrem unfreundlich und gemein.

Auf der Fähre wurde ein Abendbuffet angeboten. Für 32 Euro konnte man in zwei Stunden soviel essen wie man wollte und konnte. So etwas wird natürlich von vielen Gästen genutzt - unter anderem von uns. Nun bin ich nicht der Typ, der sich gerne in eine lange Schlange stellt. Antizyklisches Anstellen war gefragt: also mit der Hauptspeise beginnen, anschließend die Nachspeise und zum Schluss das Vorspeisenbuffet. So war es erträglich, trotz der eigenwilligen Reihenfolge.
--- 15. Tag ---

Ankunft in Turku war pünktlich um 7:00 Uhr. Ungefrühstückt wurden wir aus der Fähre entlassen. Der auf der Fähre noch starke Regen ließ nach und es sollte noch ein richtig schöner Tag werden.

In dem Glauben, bald etwas Essbares zu bekommen, fuhren wir zum Archipel. Heute wollten wir keine große Strecke zurücklegen, sondern in einem Rundkurs um Turku das Schärengebiet erkunden. Die für den Autoverkehr gut ausgebaute Straße (Bild) bot zunächst nur wenige Einblicke in die landschaftliche Schönheit des Archipels. Ebenso war es an einem Sonntag nicht so leicht, an ein geeignetes Frühstück zu gelangen, da viele Geschäfte erst um 11 Uhr öffneten.
Schon halb verhungert erreichten wir nach etwa 30 km eine Bar, wo es wenigstens Kuchen und Cola gab. Nach einer Pause begaben wir uns auf die Weiterfahrt zu einer Fähre, die allerdings nur viermal am Tag fuhr.

Nach unserem bisherigen Glück hinsichtlich der Fährabfahrten mussten wir hier gut zwei Stunden bis zur Abfahrt ausharren. Mittlerweile war es schon unerträglich heiß geworden und wir waren an keinem geöffneten Supermarkt vorbei gekommen. Verdursten wollte ich eigentlich nicht während der Radtour. Na ja, irgendwann kam die Fähre und es gab zum Glück etwas zu trinken an Bord.
Die Fährfahrt hat sich wirklich gelohnt, man konnte ein paar schöne Blicke auf das Archipel werfen (Bild oben).

Auf der anderen Seite allerdings wieder das gleiche Bild. Wir fuhren wieder entlang der einzigen Straße nach Pargas (Bild).
Dort hatten wir uns in einem für Schulungszwecke genutzten Wohnheim außerhalb der Stadt einquartiert. Ein Hingucker in den schlicht eingerichteten Zimmern war das eingebaute Etagenbett (Bild).

Zum Abendessen, es gab mal wieder Pizza, mussten wir noch etwa 4 km nach Pargas radeln.
--- 16. Tag ---

Am heutigen Tag sind wir recht lang über die Hauptstraße (Bild) nach Salo gefahren. Über weite Strecken gab es zum Glück einen parallelen Radstreifen. In Salo haben wir direkt gegenüber dem (aus Bochumer Sicht) verhassten Nokia-Werk bei Mc Donald's zu Mittag gegessen. Dort hatten wir einen guten Einblick in die Nachmittagsbeschäftigung finnischer Schulkinder: erst bei Mc Donald's sich mit Hamburgern beschmeißen (einige flogen nur knapp an uns vorbei) und anschließend in der benachbarten Tankstelle am Glücksspielautomat zocken. Es ist unergründlich, ob dies die Fähigkeiten schult, die für vordere Plätze im Pisaranking erforderlich sind. Wir machten uns so unsere Gedanken und fuhren weiter nach Karjalohja.

So langsam ließ mich mein Fahrrad wieder im Stich. Das erst kürzlich reparierte Hinterrad verlor immer wieder an Luft, so dass ich zunächst täglich und anschließend immer häufiger nachpumpen musste. Wir wechselten daher den Schlauch. Beim Wiedereinbau des Hinterrades haben wir leider einige Unterlegscheiben verwechselt. Dadurch passte die Gangschaltung nicht mehr so ganz und beim Schalten in den ersten Gang sprang die Kette nach innen zwischen die Speichen. Die betroffene Speiche ist sofort gebrochen und mein Hinterrad glich nunmehr einer Acht. Zum Glück passierte dies am vorletzten Tag, so dass ich die weitere Reparatur auf zu Hause verschob.

Als besonderes Highlight hatte uns Falko in Karjalohja in einem so genannten Wellnesshotel einquartiert. Bei näherer Betrachtung entpuppte sich das Wellnesshotel allerdings als Kuppelschuppen für ältere Alleinstehende. So senkten wir einerseits den Altersdurchschnitt beträchtlich, andererseits erhöhten wir die Männerquote deutlich. Nach dem Abendessen haben wir uns daher schleunigst in unser Zimmer zurückgezogen.
--- 17. Tag ---

Irgendwann kommt auch mal der letzte Tag (Bild). Für uns bedeutete dies die Einfahrt nach Helsinki.

Nach der gestrigen langen Fahrt über die Hauptstraße entschieden wir uns heute für eine etwas nördliche Route. Zunächst kamen wir über die Seitenstraßen recht gut vorwärts.
In Lohja haben wir einen Supermarkt besucht und anschließend nicht die günstigste Ausfallstraße erwischt, wir mussten daher noch einen kleinen südlichen Schlenker einlegen.

Die weitere Strecke bis Espoo war wegen der guten Beschilderung wieder leicht zu finden. Etwas schwieriger wurde es hingegen wieder, auf dem letzten Stück eine fahrradgeeignete Strecke bis in den Stadtkern von Helsinki (Bild) zu finden. Wir waren daher froh, als wir zufällig wieder auf der ausgeschilderten Hauptroute "1" gelandet sind.
--- Helsinki ---

Irgendwie war ich mal wieder an der Reihe, bei der abendlichen Verlosung das Looserbett zu ziehen. Neben der schlechten Qualität des Bettes konnte im Hotelzimmer auch kein Fenster geöffnet werden. Wir waren daher auf die laut surrende Klimaanlage angewiesen. Unter diesen Randbedingungen war für mich an Schlaf nicht zu denken und entsprechend gerädert bin ich an diesem Morgen aufgestanden.

Zu Begeisterungsstürmen konnte auch das Wetter nicht verleiten. Alles grau in grau, zu regnen fing es allerdings erst gegen Nachmittag an. Wir wollten uns heute Helsinki anschauen. Je mehr wir allerdings in dieser Stadt umherliefen, desto mehr fragte ich mich, ob es überhaupt etwas Sehenswertes in dieser Stadt gibt. Es mag am Wetter oder am schlechten Schlaf gelegen haben. Die zwei oder drei besichtigten Kirchen (Bilder) oder der Bahnhof und das Theater waren zwar ganz nett anzuschauen, aber wirklich herausragend haben wir sie nicht empfunden. Auch beim Anblick der Felsenkirche fühlten wir uns nur an das Bochumer Planetarium erinnert.

Letztlich waren wir froh, als wir uns gegen Abend auf den Weg zur Fähre machten. Insgesamt standen uns 27 Stunden Schifffahrt bis Rostock bevor. Eine lange Zeit, die auch nur mit einem guten Buch zu ertragen war. Am ersten Abend entschieden wir uns wieder für das Buffet. Zum Glück war es nicht annähernd so voll wie auf der letzten Fähre. Anschließend haben wir uns noch zur amüsanten Karaokeveranstaltung in die Bar gesetzt.
--- Rückfahrt ---

Den nächsten Tag schaukelten wir so über die Ostsee, ehe wir gegen 22 Uhr in Rostock anlegten. Jetzt hieß es für uns noch etwa 12 km zum Hotel zu radeln. Während bisher bei allen Buchungen alles wunderbar funktioniert hatte, gab es hier die ersten Probleme. Statt eines Dreibettzimmers war nur ein Zimmer mit zwei Betten für uns hergerichtet. Zum Glück war die Rezeption noch besetzt, so dass man uns schnell ein zusätzliches Einzelzimmer geben konnte.

seit 25.03.1999
Letzte Änderung: 26.06.2013